Maximilian Mörseburg
Ich hatte das Glück, in einem vereinten Deutschland aufzuwachsen und das Leben mit der Mauer nur aus Erzählungen zu kennen. Am Freitag debattierten wir über die Teilung und
Wiedervereinigung unserer Nation. Wir blickten auf ein furchtbares Kapitel unserer Geschichte zurück; auf eine über lange Zeit unüberwindbar scheinende Trennung von Freunden und Familien.
Und während die Menschen im Westen die Privilegien einer Demokratie kennenlernten, herrschte im Osten eine kommunistische Einparteien-Diktatur. Hier dürfen wir keine Zweifel aufkommen lassen. Die
DDR war ein Unrechtsstaat. Staatliche Überwachung, Unterdrückung und Willkür hingen wie ein dunkler Schatten über der Gesellschaft und griffen tief in das persönliche Leben der Bürger. Eine
unabhängige Justiz gab es ebenso wenig, wie freie Presse, oder politischen Wettkampf.
Ich erinnere mich noch gut an meinen Besuch in der Gedenkstätte Hohenschönhausen. Dort arbeiten viele ehemalige Inhaftierte als Zeitzeugen und machen auf eindrucksvolle Weise deutlich, was
Menschen damals erleiden mussten. Solche Augenzeugenberichte vermitteln mehr als jede Schulstunde. Deshalb habe ich in meiner Rede den Gedenkstätten für ihre Arbeit gedankt. Es ist wichtig, dass
ihre Forschung und Vermittlung auch in Zukunft gut unterstützt wird, damit kommende Generationen aus dieser Geschichte lernen können. Die Aufarbeitung dieses Unrechts muss weitergehen, und die
Opfer der SED-Diktatur müssen echte Anerkennung erfahren.
Der 9. November ist ein Schicksalstag der Deutschen - Anlass für Gedenken, Trauer und Feier. Vor allem sollte er uns daran erinnern, dass Demokratie keine Selbstverständlichkeit ist.
# Video der Rede