Volker Mayer-Lay, Klaus Mack
Von der Ostsee bis zum Bodensee: der Kormoran hat sich in den letzten Jahrzehnten rasant vermehrt. Nach letzten Schätzungen sind es deutschlandweit bis zu 120.000 Tiere. Was ein Erfolg für den
Artenschutz ist, stellt sich vielerorts als Plage für Ökosysteme mit enormen wirtschaftlichen Schäden dar. Im Bodensee haben Kormorane allein 2021 300 Tonnen Fische entnommen. Das Bodenseefelchen
darf bis 2027 nicht mehr gefischt werden, damit sich die Bestände vom Kormoranfraß erholen können.
Phalacrocorax carbo, wie sein wissenschaftlicher Name lautet, unterliegt der Europäischen Vogelschutzrichtlinie. Nach dem Bundesnaturschutzgesetz ist diese Art somit streng geschützt. Lediglich
über vereinzelte Verordnungen der Bundesländer ist eine Bestandsregulierung derzeit möglich. Von einer bundesweiten Lösung sind wir aber weit entfernt.
Mit unserem Antrag „Kormoranmanagement – Schutz von Artenvielfalt und Fischereibeständen“ sprechen wir uns für ein Bestandsmanagement aus, das den Artenschutz in Einklang mit den Belangen der
betroffenen Regionen und der Natur bringt. Dazu wollen wir das Bundesnaturschutzgesetz anzupassen, um den Schutzstatus des Kormorans herabzusetzen. Ebenso ist eine der Maßnahmen, die notwendige
Abstimmung mit den Anrainerstaaten wie der Schweiz oder Österreich. Denn wann man den Vogel am Bodensee vergrämt, fliegt der weiter ins deutsche Naturschutzgebiet.
Es geht nicht in erster Linie um die Bejagung des Vogels - sondern es gibt auch sanftere Methoden. Ein Brutmanagement ist hierbei eine der zusätzlichen Maßnahmen, die wir fordern. Das Auskühlen
lassen oder das Beölen der Eier beeinträchtigt die Tiere kaum– es würde aber doch helfen, ein weiteres explosionsartiges Vermehren einzudämmen. Für die betroffene Angel- und Berufsfischerei und
die Gewässerwirtschaft machen wir uns stark, indem wir Förderprogramme für Schutzmaßnahmen vor Kormoranschäden aufsetzen wollen.
Die erfolgreiche Wiederansiedlung des Kormorans über die letzten vierzig Jahre ist ein Erfolg für den Artenschutz. Doch wir tragen mit unseren Forderungen den veränderten Gegebenheiten Rechnung
und haben dabei auch die Menschen mit ihrer Arbeit, ihren Traditionen und ihrem Handwerk im Blick.
# Video der Rede von Volker Mayer-Lay