Hermann Färber
Die Bundesregierung will den Anteil von Bio-Lebensmitteln in Kantinen, Mensen und Restaurants steigern. Um das zu ermöglichen, wurden am Donnerstag in erster Lesung Änderungen des Öko-Landbaugesetzes und des Öko-Kennzeichnungsgesetzes beraten, die die neue angepasst werden müssen. Die von Minister Özdemir am Mittwoch ins Bundeskabinett eingebrachte Bio-Außer-Haus-Verpflegungs-Verordnung vorgelegt sieht für Kantinen, Mensen und anderen Gemeinschafts-Verpflegungs-Einrichtungen neue Kennzeichen vor: Die Label Bronze, Silber und Gold sind abhängig vom geldwerten Anteil der Bio-Erzeugnisse bezogen auf den Gesamtwareneinkauf der jeweiligen Kantine oder Mensa. Auf diese Weise sieht Bundesregierung soll der Anteil der Ökologischen Landwirtschaft in Deutschland von derzeit 14% auf 30% erhöht werden Das mag gut klingen – aber die Praxis sieht anders aus, denn das jährliche Konjunkturbarometer des Deutschen Bauernverbandes zeigt ein rückläufiges Interesse von Landwirten, ihre konventionellen Betriebe auf Ökolandwirtschaft umzustellen. Während die Umstellungsrate in 2018 noch 9,1 % betrug, lag sie im vergangenen Jahr nur noch bei 3,7 %. Die Gründe dafür sind zu geringe Erzeugerpreise für ökologische Rohwaren und mangelnde Absatzsicherheit.
Auch wenn Verbraucherinnen und Verbraucher gerne ökologischen Lebensmitteln den Verzug geben möchten, entscheidet am Ende der Preis. Vor allem jetzt, wo die Inflationsrate bei 7,4 % liegt und die Preise für Nahrungsmittel um 22,3 % gestiegen sind. Deshalb werden auch bei Biolebensmitteln Angebote in Supermärkten gekauft– und die stammen aus anderen europäischen Staaten, weil sie günstiger sind als heimisch produzierte Biolebensmittel. Kleine Betriebe, die auf Bio umgestellt, aber nicht auf Wachstum gesetzt haben, kommen dabei unter Druck, denn sie können mit Supermarktpreisen nicht mithalten. Kantinenbetreiber werden genau wie jeder Verbraucher auf den Preis beim Einkauf schauen und günstigere EU-Bio-Ware kaufen. Und was nützt das dann unseren heimischen ökologischen Landwirtschaftsbetrieben? Außerdem werden sich die höheren Kosten für Bio-Erzeugnisse natürlich auf die Preise der Gerichte auswirken, aber die Menschen, vor allem Studenten, Senioren und Werktätige, die auf diese Essen angewiesen sind, haben nicht mehr Geld zur Verfügung. Die fehlende Nachfrage an Bioprodukten im Außer-Haus-Verkauf liegt also weniger an fehlender Auslobung, Kontrollen oder Labeln, sondern am Preis. Den Anteil der deutschen ökologischen Landwirtschaft wird die Bio-Außer-Haus-Verpflegungs-Verordnung also kaum steigern.