Das Wasserstoff-Kernnetz ist eine neue Lebensader für unsere Wirtschaft. Der Süden darf dabei nicht abgehängt werden
Der Süden braucht flächendecken einen Anschluss an das geplante Wasserstoff-Kernnetz. Wir dürfen hier nicht abgehängt werden. Es darf kein weißer Fleck in weiten Teilen Baden-Württembergs entstehen. So ist das aber beim Entwurf, den Robert Habeck am 15. November 2023 vorgestellt hat. Dabei darf es nicht bleiben. Es muss dringend nachgebessert werden. Der bisherige Plan reicht nicht aus, um wichtige Industriestandorte in Baden-Württemberg zu versorgen. Das Wasserstoff-Kernnetz ist eine wichtige Lebensader der Zukunft. Robert Habeck hat das Kernnetz die „Autobahn“ des Wasserstoffs genannt. Das beschreibt die Bedeutung. Wir müssen bei dieser wichtigen Infrastruktur der Zukunft von vorneherein dabei sein.
Die Fernleitungsnetzbetreiber haben ihre Planungen für das Wasserstoff-Kernnetz an die Bundesnetzagentur übergeben. Damit soll bis 2032 ein Gerüst von "Wasserstoff-Autobahnen" durch Deutschland gezogen werden – das sogenannte Kernnetz. In den Planungen klafft aber eine große Lücke: Weite Teile Baden-Württembergs, darunter die Bodenseeregion, der Schwarzwald sowie Hoch- und Oberrhein (mit Ausnahme von Freiburg) sollen nicht angeschlossen werden. Damit ist völlig unklar, wie der Wasserstoffhochlauf im Süden erreicht werden soll. Und eins ist ganz klar: während das Kernnetz große Mengen an Wasserstoff über weite Wege transportieren wird, werden die meisten Nutzer vor allem auf Verteilnetzebene angeschlossen werden. Dafür aber muss das Kernnetz deutschlandweit ausgewogen konzipiert werden, um das zu gewährleisten.
Am 22. September 2023 hat die Bundesregierung die Fortschreibung der Wasserstoffstrategie im Deutschen Bundestag beraten. Diese Fortschreibung baut dabei auf der von der Vorgängerregierung im Jahr 2020 verabschiedeten Wasserstoffstrategie auf. Diese Fortschreibung adressiert im Wesentlichen die Felder Erzeugung, Importe, Infrastrukturen und Anwendungsgebiete. Entscheidend ist: Ein leistungsstarkes und bundesweites Wasserstoff-Kernnetz ist eine zentrale Bedingung des Wasserstoffhochlaufs – und diese Leitungen müssen zügig mit allen Arten emissionsfreien und emissionsarmen Wasserstoffs gefüllt werden. Bei der Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie durch die Ampel erkennen wir weiterhin weder Technologieoffenheit noch Pragmatismus. Blauer Wasserstoff beispielsweise bleibt eine Worthülse ohne hinterlegte Maßnahmen. Und auch bei der Wasserstoff-Infrastruktur ist die Handbremse noch nicht richtig gelöst.
Anstatt diese Zukunftsfragen mit Nachdruck anzugehen, war es ein viel zu langer und viel zu beschwerlicher Weg, bis die Ampel nach zähen Diskussionen das Kernnetz schließlich Ende 2023 vorgelegt hat. Jetzt gilt es, weiter Tempo aufzunehmen, und zwar in mehreren Richtungen, denn nur ein leistungsfähiges, flächendeckendes und europäisch eingebundenes Netz erschließt breite Nutzergruppen, um den Wasserstoffhochlauf auf der Seite der Nachfrage anzureizen. Daher gilt jetzt:
- den Planungsentwurf noch einmal so anzupassen, um wirklich alle Bedarfe zeitnah auch anschließen zu können;
- potenzielle Standorte von benötigten Backup-Kraftwerken beim Kernnetz mitzudenken;
- nahtlos den zweiten Schritt zu gehen und den Anschluss der Verteilnetzebene sicherzustellen – und dafür schon jetzt weitere Verteilnetze zu identifizieren, die noch ins Kernnetz aufgenommen werden sollten, damit es ein Kernnetz ohne weiße Flecken wird;
- mehr Europa und nicht weniger Europa sicherzustellen und dafür das Dreiländereck in Baden-Württemberg nicht abzuschneiden, sondern prioritär ins Kernnetz einzubinden;
- schließlich ist eine frühzeitige Verzahnung hin zu einer integrierten Strom-, Gas- / Wasserstoff- und CO2-Infrastruktur zu verfolgen. Das senkt mittel- und langfristig die Kosten und steigert die Resilienz.
Bis zum 8. Januar läuft jetzt die sogenannte „Konsultationsphase“. Dafür motivieren wir Akteure aus Baden-Württemberg sich breit daran zu beteiligen. Dabei gilt es jetzt den Anspruch glasklar zu formulieren und die Bedarfe zu beschreiben: Wir wollen beim Wasserstoffhochlauf von vorneherein dabei sein, es darf keine Schlagseite im Süden geben. Nur so können wir für Planungssicherheit sorgen, um Klimaneutralität und Wirtschaftskraft zusammenzubringen. Ein entscheidender Schlüssel beim Umbau zu einer klimaneutralen Industrie ist Wasserstoff. Dazu braucht es eine Infrastruktur, die alle Industriezentren erreicht. Hier muss jetzt zwingend nachgesteuert werden. Auch die Industrie im Süden braucht Klarheit, weitreichende Entscheidungen müssen getroffen werden. Eine verlässliche Ausbauplanung ist unverzichtbar für die Zukunft unseres Wirtschaftsstandorts und vieler Arbeitsplätze.
Konsultation zum Entwurf eines Wasserstoff-Kernnetzes bis zum 8. Januar 2024 nutzen und vom Süden aus weiter Druck machen!
Die Bundesnetzagentur gibt „allen Stakeholdern und der Öffentlichkeit Gelegenheit, sich zu dem Antragsentwurf der Fernleitungsnetzbetreiber zu äußern.“ Die Bundesnetzagentur wird dann „die Stellungnahmen auswerten und im Rahmen des weiteren Prozesses berücksichtigen." Wir werden die Bundesnetzagentur beim Wort nehmen und weiterhin Druck machen!
Weitere Hinweise zum Verfahren siehe: https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Fachthemen/ElektrizitaetundGas/Wasserstoff/Kernnetz/start.html